Sonntag, 6. September 2020

2. Woche: 31.08.-05.09.2020

Nach einer Woche zu Hause in Dresden, wo ich meine Fahrprüfung absolvierte und noch einige letzte Abende mit meinen Freunden verbrachte, flog ich wieder zurück in die Schweiz.

Wieder wurde ich dort mit offenen Armen empfangen und von allen Seiten gefragt, ob es denn mit der Fahrprüfung geklappt habe.

Jetzt ging es richtig los mit dem Klosterleben. Ich bezog mein endgültiges Zimmer, bekam den Schlüssel, mit welchem ich auch in die Bereiche komme, die nicht für die Gäste gedacht sind, und durfte jetzt bei den Mahlzeiten Seite an Seite mit den Mönchen sitzen. Ich fand mich erneut in den Rhythmus des Gebetes und der Arbeit ein und freute mich sehr, wieder in Einsiedeln zu sein. Mittlerweile genoss ich sogar die rituell anmutenden Mahlzeiten, welche mir zu Beginn befremdlich vorkamen.

Trotzdem gab es jeden Tag eine kleine Überraschung, zum Beispiel als eine Mahlzeit dispensiert war und plötzlich auf ein Läuten hin alle anfingen zu quatschen. Ich hatte mich doch gerade an das Schweigen gewöhnt.

Bei einer der abendlichen Rekreationen (ein lockeres Zusammensitzen), welche für die Novizen gedacht sind und an welchen wir als Klosterzeitler auch teilnehmen dürfen, wurde uns eröffnet, dass wir zum Tagesausflug des Fraterstocks ins Tessin eingeladen sind. Das war natürlich eine tolle Neuigkeit, über die Simon und ich uns sehr freuten.

So ging es dann ein paar Tage später nach den Laudes mit dem Schulbus der Stiftsschule quer durch die Alpen in die Südschweiz. Für mich als Flachländler natürlich eine wunderschöne Erfahrung, jede Minute der Fahrt genoss ich die Aussicht und fragte mich, wie ich in einen Schulbus mit Benediktinermönchen gekommen bin, der durch die Alpen fährt.

Im Tessin hatte eine Bekannte eines Mönches für uns Führungen durch verschiedene kleine, aber wunderschöne Kirchen organisiert. Wir wurden vom ansässigen Pfarrer oder vom Sakristan geführt und erhielten dadurch natürlich die besten Informationen (leider auf Italienisch, einer Sprache, die ich nicht verstehe, so musste Pater Justinus übersetzen). Nach der ersten Kirche fuhren wir aber erstmal zum Gemeindehaus des Dorfes und wurden dort mit einer wundervollen Aussicht in das Tal vorzüglich bewirtet. Wir führten sehr gelöste Gespräche und fühlten uns wie im herrlichsten Urlaub, immer mit dem Klang des Tessiner Italienisch im Ohr. Anschließend schauten wir uns noch in Biasca zwei Kirchen an, wurden ins Kaffee eingeladen und verabschiedeten uns dann schon wieder. Auf unserem Rückweg nach Einsiedeln machten wir noch in Airolo, am Gotthardttunnel, Halt und gingen zum Abendessen in eine Käserei, wo ich mein erstes Schweizer Fondue verspeiste.

Wir kamen 21:30 völlig kaputt wieder zu Hause im Kloster an.

Ich bin gespannt, was mich in den nächsten Monaten noch alles erwartet, eines halte ich für sicher: Es dürfte nicht langweilig werden mit den Mönchen.

 

30.-34. Woche: 12.03.-10.04.2021

Meine Zeit in Jerusalem neigt sich langsam dem Ende zu. Nach Ostern werde ich nach Tabgha, in den Norden Israels, wechseln. Arbeitstechnisch...