Mittwoch, 28. April 2021

25./ 26. Woche: 14.02. - 01.03.2021

Erstaunlicherweise ist nun auch in Jerusalem der Winter angekommen. Zum Glück ist er aber nur für ein paar Tage geblieben. Es hat aber ausgereicht um der Hauptstadt Israels einen Tag lang Schnee zu bescheren. Da dieses Ereignis (man könnte hier fast schon Phänomen sagen) seit Jahrzehnten nicht mehr eingetreten ist, waren die Menschen entsprechend aus dem Häuschen. Und da Israel aufgrund mangelnder Erfahrung nicht mit Schnee umgehen kann, versank die Stadt für einen Tag im Chaos und es fiel sogar die Schule aus. Bei 5cm Schneematsch. 
Der Tempelberg und besonders der Felsendom, überzogen mit einer dünnen Schicht Schnee, sind ein wunderschöner, außergewöhnlicher Anblick, den wahrscheinlich die wenigsten Menschen bisher erlebt haben.
Die nasse Kälte hat die zwei Novizen der Gemeinschaft der Dormitio aber nicht davon abgehalten, eine Messe im Grab Jesu zu reservieren und früh morgens um 6 Uhr mit mir zusammen durch den Regen zur Grabeskirche zu stiefeln. Es ist ein wahrliches Privileg das, normalerweise völlig überlaufene und sehr unandächtige, Heiligtum der Christenheit, einmal ganz und gar ohne Touristen zu erleben. Und noch dazu um diese Uhrzeit, wenn erst die Kopten ihre Gebete verrichten und dann die Russisch Orthodoxen mit Ihren beginnen. Es hallt ein Klang in dieser Kirche, den man von unserem abendländischen Katholizismus nicht gewöhnt ist. Der Gedanke, dass wir trotzdem zur selben Religion gehören ist interessant. Das macht für mich die Schönheit dieses Gotteshauses aus. Äußerlich eigentlich unästhetisch und irgendwie verbastelt, aber so stellt es für mich das Leben und die Realität unserer Religion dar. Nicht gerade und perfekt sondern bunt, durcheinander und mit allerlei Macken und Verschrobenheiten. Und jeder kommt in dieses Gotteshaus so wie er ist und kann dort beten so wie er eben betet. Abendländisch, morgenländisch, römisch, orthodox, laut oder leise. So haben wir als Christen ein religiöses Zentrum, in dem unser Glauben seinen Ursprung hat und alle Facetten und Wege die er gegangen ist, wieder zusammen kommen. 
Bis auf die Protestanten. Die beten 200 Meter weiter in Ihrer eigenen Kirche. 
So feierten wir zu dritt, auf zwei Quadratmetern in der Ädikula, dem heiligen Grab, eine 30 minütige Messe. 
Anschließend haben wir uns noch, aufgrund der Uhrzeit und der Kälte, einen heißen Kaffe und Gebäck gekauft. Dabei wurde mir von Pater Efrem erklärt, dass nicht nur Alkohol (Messwein) zu unserer Religion gehört, sondern auch Kaffe eine wichtige Rolle im koinobitischen Mönchtum spielt (siehe Äthiopien).  Anders hält man wohl die Vigil nicht aus schätze ich.

30.-34. Woche: 12.03.-10.04.2021

Meine Zeit in Jerusalem neigt sich langsam dem Ende zu. Nach Ostern werde ich nach Tabgha, in den Norden Israels, wechseln. Arbeitstechnisch...