Sonntag, 13. September 2020

3. Woche: 06.09.-13.09.2020

Man trifft als Klosterzeitler in Einsiedeln auf so viele unterschiedliche und interessante Menschen. Allein schon im Gespräch mit den Mönchen erfährt man tolle Geschichten und Lebensläufe, dazu kommen aber noch all die Gäste die im Kloster für ein paar Tage leben um z.B. Urlaub zu machen. Simon und Ich begegnen ihnen immer zum Frühstück und es gibt jeden Tag andere Gesprächsthemen und alle paar Tage wechseln die Menschen mit denen wir uns unterhalten. Manchmal hätte ich zwar gerne meine Ruhe beim Frühstück und möchte nicht mehr die ständige Frage beantworten was ich denn drei Monate im Kloster machen würde, aber im Nachhinein gestalten sich die meisten Gespräche als bereichernd. Dieses Wochenende war zum Beispiel der Abt Primas, also der Chef der Benediktiner weltweit, aus Rom zu Besuch. Ich wechselte ein paar freundliche Worte mit ihm und lauschte dann den Gesprächen zwischen ihm und dem Abt neben mir am Tisch, ein sehr interessantes Frühstück. 

Ansonsten wurden wir mit unseren normalen Aufgaben im Kloster beschäftigt. Vormittags Arealpflege (wir haben den Großteil der Zeit damit verbracht alte Fenster zu zerstören um sie fachgerecht zu entsorgen) und Nachmittags zum Abwaschen in die Gastwirtschaft. Eine Aufgabe die ich garnicht mal so schlecht finde. Hier entstehen außerdem Gespräche mit anderen Jugendlichen aus der Umgebung. 

Einen Tag hatte ich sogar die Möglichkeit auf den klostereigenen Weinberg zur Weinlese mitzufahren, eine recht anstrengende aber schöne Arbeit, welche mit weiteren Bekanntschaften, Aussicht auf den Zürichsee und dem Verkosten vom Wein der Vorjahre belohnt wird.

 

Ich nutze die Zeit hier auch um eine Gebirgsflugeinweisung zu absolvieren (ich habe eine Pilotenlizenz für Segelflugzeuge, Motorsegler und leichte Sportflugzeuge), eine Sache die ich unbedingt mal machen wollte und wozu ich nun plötzlich die Gelegenheit habe. Ein erster Flug zur Eingewöhnung an den Flugplatz, das Flugzeug und die Umgebung hat mir schon einen wunderschönen Blick auf den Säntis, den Walensee, den Zürichsee und den Bodensee beschert und ich freue mich sehr meinem Ziel der Alpenüberquerung im Motorflugzeug näher zu kommen.

 

Ursprünglich wollte ich ja meine Klosterzeit in Israel verbringen, wegen Corona bin ich jetzt aber erstmal in die Schweiz gekommen. Bisher finde ich diesen Ersatz aber garnicht schlimm, eher freut es mich, dass ich nach Einsiedeln kommen durfte und in den ersten drei Wochen schon so viel erleben konnte. 

Sonntag, 6. September 2020

2. Woche: 31.08.-05.09.2020

Nach einer Woche zu Hause in Dresden, wo ich meine Fahrprüfung absolvierte und noch einige letzte Abende mit meinen Freunden verbrachte, flog ich wieder zurück in die Schweiz.

Wieder wurde ich dort mit offenen Armen empfangen und von allen Seiten gefragt, ob es denn mit der Fahrprüfung geklappt habe.

Jetzt ging es richtig los mit dem Klosterleben. Ich bezog mein endgültiges Zimmer, bekam den Schlüssel, mit welchem ich auch in die Bereiche komme, die nicht für die Gäste gedacht sind, und durfte jetzt bei den Mahlzeiten Seite an Seite mit den Mönchen sitzen. Ich fand mich erneut in den Rhythmus des Gebetes und der Arbeit ein und freute mich sehr, wieder in Einsiedeln zu sein. Mittlerweile genoss ich sogar die rituell anmutenden Mahlzeiten, welche mir zu Beginn befremdlich vorkamen.

Trotzdem gab es jeden Tag eine kleine Überraschung, zum Beispiel als eine Mahlzeit dispensiert war und plötzlich auf ein Läuten hin alle anfingen zu quatschen. Ich hatte mich doch gerade an das Schweigen gewöhnt.

Bei einer der abendlichen Rekreationen (ein lockeres Zusammensitzen), welche für die Novizen gedacht sind und an welchen wir als Klosterzeitler auch teilnehmen dürfen, wurde uns eröffnet, dass wir zum Tagesausflug des Fraterstocks ins Tessin eingeladen sind. Das war natürlich eine tolle Neuigkeit, über die Simon und ich uns sehr freuten.

So ging es dann ein paar Tage später nach den Laudes mit dem Schulbus der Stiftsschule quer durch die Alpen in die Südschweiz. Für mich als Flachländler natürlich eine wunderschöne Erfahrung, jede Minute der Fahrt genoss ich die Aussicht und fragte mich, wie ich in einen Schulbus mit Benediktinermönchen gekommen bin, der durch die Alpen fährt.

Im Tessin hatte eine Bekannte eines Mönches für uns Führungen durch verschiedene kleine, aber wunderschöne Kirchen organisiert. Wir wurden vom ansässigen Pfarrer oder vom Sakristan geführt und erhielten dadurch natürlich die besten Informationen (leider auf Italienisch, einer Sprache, die ich nicht verstehe, so musste Pater Justinus übersetzen). Nach der ersten Kirche fuhren wir aber erstmal zum Gemeindehaus des Dorfes und wurden dort mit einer wundervollen Aussicht in das Tal vorzüglich bewirtet. Wir führten sehr gelöste Gespräche und fühlten uns wie im herrlichsten Urlaub, immer mit dem Klang des Tessiner Italienisch im Ohr. Anschließend schauten wir uns noch in Biasca zwei Kirchen an, wurden ins Kaffee eingeladen und verabschiedeten uns dann schon wieder. Auf unserem Rückweg nach Einsiedeln machten wir noch in Airolo, am Gotthardttunnel, Halt und gingen zum Abendessen in eine Käserei, wo ich mein erstes Schweizer Fondue verspeiste.

Wir kamen 21:30 völlig kaputt wieder zu Hause im Kloster an.

Ich bin gespannt, was mich in den nächsten Monaten noch alles erwartet, eines halte ich für sicher: Es dürfte nicht langweilig werden mit den Mönchen.

 

1. Woche: 17.-22.08.2020

Als ich zu Beginn der Vorbereitungswoche in Einsiedeln aus dem Bus stieg und den Berg in Richtung Kloster hochlief, empfing mich ein gewaltiges Bauwerk. Ich war beeindruckt und konnte nicht ganz glauben, dass ich dort leben sollte. Nachdem mich Pater Thomas freundlich empfangen hatte, zeigte er mir mein Zimmer für die erste Woche. Ein riesiges Gästezimmer im barocken Stil, mit Blick über das Dorf. Ich war ein wenig überwältigt und wusste nicht ganz, ob mir die ganze Sache gefallen sollte.

Ich hatte nicht viel Zeit zum Überlegen, denn es ging direkt zum Abendessen. Dort wartete gleich der nächste Kulturschock auf mich. Das Refektorium, ich welchem gegessen wird, war sehr schick gestaltet und an den Tischen standen die Mönche. Ich wurde zum Gästetisch geführt. Das Essen wurde schweigend, fast schon zeremoniell durchgeführt, einer der Mönche las aus der Bibel und verschiedenen Büchern. Das Ganze kam mir recht befremdlich vor und ich hatte das Gefühl, in meinen drei Monaten in Einsiedeln nicht viel mit den Mönchen, sondern eher mit mir selber und den Regeln zu tun zu haben.

Am nächsten Tag traf ich dann auf die anderen Klosterzeitler, Simon und Juhani. Nach etwas Kennenlernen verstanden wir uns sehr gut. Auch Pater Thomas war mir sehr sympathisch.

Nach vielen Gebeten, Messen, Unterrichtsstunden, Gesprächen und Kennenlernen der anderen Mönche fing ich an, mich wirklich wohl zu fühlen und ich verlor das Gefühl, an einem fremden Ort zu sein.

Ich hatte eigentlich erwartet, nicht viel mit den Mönchen zu tun zu haben, sondern einfach dort zu arbeiten und zu den Gebeten zu gehen. Die Offenheit, das Interesse, die Gastfreundschaft und die Freundlichkeit der Mönche waren aber wunderbar und ich hatte und habe immer noch das Gefühl, in die Gemeinschaft integriert zu sein und gemeinsam mit den Mönchen zu leben und zu beten.

30.-34. Woche: 12.03.-10.04.2021

Meine Zeit in Jerusalem neigt sich langsam dem Ende zu. Nach Ostern werde ich nach Tabgha, in den Norden Israels, wechseln. Arbeitstechnisch...