Sonntag, 28. Februar 2021

20. - 24. Woche: 15.01.-14.02.2021

Nachdem der Lockdown nun zum Glück wieder beendet war, konnten ich und die anderen Volontäre aus Tabgha ein wenig Ferien außerhalb des Klosters gut vertragen. Wir haben uns für eine Woche hier in Jerusalem getroffen, ich hatte die Ehre die Vier ein wenig in Jerusalem herumzuführen, für Sie war es das erste Mal außerhalb des Klosters seit ihrer Ankunft. Nachdem wir die wichtigsten Dinge in Jerusalem abgehakt hatten und unsere Füße schon Ermüdungserscheinungen an den Tag brachten, fuhren wir für einen Tag an das Tote Meer. Eine großartige Busfahrt durch die Judäische Wüste und das Jordantal mit wunderschönen Landschaften, brachte uns bis nach Ein Bokek, eine kleine Stadt, welche nur aus Hotels besteht. Da im Moment keine Touristen in Israel sind, hatten wir das Gefühl in einer Geisterstadt zu sein. Dadurch hatten wir aber auch einen großen Strand fast für uns alleine. An diesem Tag wurde uns eine sehr außergewöhnliche Badeerfahrung und eine langersehnte Entspannung zu Teil. 
Am Tag darauf ging es dann auch noch nach Tel Aviv und da wir unsere Zeit am Strand des Toten Meeres so genossen hatten, verbrachten wir auch in Tel Aviv den ganzen Tag am Mittelmeerstrand. Ganz im Kontrast zu einem monastischen Lebensstil, haben wir einfach in den Tag hineingelebt und uns von Leben treiben lassen. 
Zum Abschluss unserer Urlaubswoche stand dann noch ein ganz besonderes Erlebnis an. Ein Mitarbeiter des Klosters, der auch auf dem Tempelberg arbeitet, hat organisiert, dass wir in den Felsendom und die Al-Aqsa Moschee hinein dürfen. Ein großes Privileg, angesichts der Tatsache, dass der Zutritt eigentlich nur Muslimen gestattet ist. Noch etwas verschlafen stiefelten wir zwischen den Polizisten am Eingang hindurch und wurden von einem Angestellten der Verwaltung empfangen und zum Felsendom gebracht, dort trafen wir auch unseren Bekannten, der uns von da begleitete. Nachdem wir unsere Schuhe ausgezogen hatten, betraten wir das älteste noch erhaltene muslimische Gebäude und nach Mekka und Medina, das wichtigste Heiligtum des Islam. Ein großer Schrein, der für viele zum Symbol des Nahostkonflikt geworden ist und das schönste Gotteshaus, welches ich je betreten durfte. Die Islamische Gestaltungskunst und die einzigartige Typografie des Arabischen war ein Genuss, welcher die Architektur der Anlage wunderbar akzentuierte und diese so ganz anders machte als das, was ich von Gotteshäusern gewöhnt war. In der Al-Aqsa Moschee hingegen fühlte ich mich von einer Kirche gar nicht so weit entfernt. 
Wir hatten eine sehr schöne gemeinsame Woche und ich freue mich, dass wir uns alle so gut verstehen. Mit einem Auge schiele ich schon in Richtung Ostern, wenn ich auch nach Tabgha zu den Anderen stoßen werde.

18./19. Woche: 20.12.2020-15.01.2021

Normalerweise kann man sich über die Weihnachtszeit in Jerusalem kaum vor Menschen retten. Auch die Mönche und Volontäre der Dormitio haben in diesen Tagen viel zu tun. Dieses Jahr war das natürlich (zum Glück?) nicht der Fall. Die Feiertage waren für mich sehr besinnlich und ruhig und wir hatten ein sehr angenehmes und gemütliches Fest im kleinen und persönlichen Rahmen. Weihnachtsstimmung wollte aber nicht so richtig aufkommen. Wir haben zwar die Räumlichkeiten sehr schön dekoriert und kulinarisch wurden wir auch gut eingestimmt, allerdings verbrachte ich die Tage im T-Shirt auf der Dachterrasse. 
Da die Klostergemeinschaft hier an zwei verschiedenen Orten (Jerusalem und Tabgha) lebt und die Mönche die Feiertage auch ein wenig gemeinsam verbringen wollten, fuhren wir vor Neujahr für zwei Tage nach Tabgha. Dort habe ich dann zum ersten Mal die gesamte Gemeinschaft und die anderen Volontäre kennenlernen dürfen. Ich wurde dort sehr warm empfangen und integriert. Das Kloster in Tabgha ist ein sehr friedlicher, angenehmer und weitläufiger Ort, direkt am See Genezareth. Die zwei Tage dort waren sehr erholsam und es war schön, nach der von Quarantäne geprägten Zeit, ein wenig aus Jerusalem raus zu kommen. 
Der Arbeitsalltag in Jerusalem ließ aber nicht lange auf sich warten. Meine Hauptaufgabe im Moment ist, das Ausräumen des Souvenir-Shop und das Sortieren im Lager um die Sanierung vorzubereiten. Nebenher erledige ich gelegentlich auch kleine Aufgaben in der Verwaltung.
Das Leben hier fühlt sich ganz anders an als in Einsiedeln. Ich bin hier mit nur vier Mönchen zusammen und arbeite und lebe viel für mich alleine, wohingegen in Einsiedeln ein sehr starkes Gemeinschaftsleben vorherrschte. Schlecht ist das allerdings auch nicht, ich kann mir den Tag sehr nach meinem eigenen Gusto gestalten. Allerdings vermisse ich auch ein wenig den stark rhythmisierten  Tagesablauf in Einsiedeln.

 

30.-34. Woche: 12.03.-10.04.2021

Meine Zeit in Jerusalem neigt sich langsam dem Ende zu. Nach Ostern werde ich nach Tabgha, in den Norden Israels, wechseln. Arbeitstechnisch...